Das hilft gegen Einsamkeit im Homeoffice
Aufgrund von Corona arbeiten viele schon seit Monaten im Homeoffice. Den Arbeitsplatz nach Hause zu verlegen, bedeutet eine grosse Umstellung: Die Kollegen fehlen und schnell fühlt man sich einsam. Eine Psychologin verrät, was man konkret dagegen tun kann.

Die einen schätzen die Freiheit, die das Homeoffice bietet, andere fühlen sich unter ihren Kollegen auf ihrer Arbeitsstelle wohler. Durch die derzeitige Ausnahmesituation haben viele Arbeitnehmer keine andere Wahl, als von zu Hause aus ihren beruflichen Tätigkeiten nachzugehen.
Im Gespräch mit Vayamo verrät Psychologin Dunja Kalbermatter (39), wie man effektiv gegen das Gefühl der Einsamkeit vorgehen kann und welche Vorteile das Homeoffice bietet. Sie spricht dabei aus eigener Erfahrung: Seit drei Jahren arbeitet sie selbständig von zu Hause aus.
«Homeoffice ist aus meiner Sicht für Menschen geeignet, die motiviert und selbst organisiert arbeiten können und diese Freiheit schätzen», erklärt die Psychologin. Abgesehen davon seien natürlich die technischen Voraussetzungen im eigenen zu Hause notwendig und ein Arbeitsplatz, von dem aus konzentriert gearbeitet werden könne.
Gute Planung ist wichtig
Durch die Arbeit von zu Hause aus kann man sich leicht alleine fühlen, das kennt auch Kalbermatter. Es helfe, regelmässig bewusst Verabredungen einzuplanen. Diese können auch in Form eines Telefonats stattfinden. Konkret helfe dabei ein selbst erstellter Wochenplan, in den auch alle privat geplanten Termine eingetragen werden, zum Beispiel für ein gemeinsames Mittagessen oder zum Sport. «Einer der wichtigsten Punkte ist, auch die Pausen einzuplanen», weiss die Psychologin.

darin, ein zufriedeneres Leben zu führen. © zVg/Dunja Kalbermatter
Im Normalfall sollte die tägliche freie Zeit dazu genutzt werden, vor die Türe zu gehen, damit einem die Decke nicht auf den Kopf falle. Auch die Arbeit in Co-Working-Spaces oder Cafés mit Internet könne sie empfehlen. Da momentan jedoch jeglicher Kontakt mit anderen auf ein Minimum reduziert werden soll, um weitere Ansteckungen des Coronavirus zu vermeiden, rät die Expertin zu gemeinsamen, vorab vereinbarten Kaffee-Pausen am Telefon mit einem guten Freund oder einer guten Freundin, die vielleicht auch von zu Hause aus arbeiten. Ein Video-Call eignet sich ebenfalls. So kann zusammen eine tägliche Routine entwickelt werden, in der Zeit für persönliche Gespräche ist, wodurch man sich nicht sozial abgeschottet fühlt.
Krank durch Einsamkeit
Wir Menschen brauchen den Kontakt zu anderen, um psychisch gesund zu bleiben. «Wir sind eigentlich Jagende und Sammelnde und haben seit es uns gibt 250'000 Jahre in Stämmen gelebt, auf die jeder angewiesen war. Seit 12'000 Jahren haben wir uns so rasant weiterentwickelt, dass von dieser Gemeinschaft nicht mehr viel übrig ist», erklärt Kalbermatter. Die Menschen haben sich so eingerichtet, dass sie alleine auskommen, biologisch habe unsere Spezies sich aber nicht so schnell entwickeln können, wie sich unsere Umwelt durch uns verändert hat: Wir seien immer noch die Jagenden und Sammelnden von früher, die die Gemeinschaft brauchen. Deshalb, so meint die Expertin, mache Einsamkeit oft krank.
Depressionen und Angststörungen können durch Einsamkeit entstehen, und es gebe sogar eine Studie, die festgestellt habe, dass es bei einsamen Menschen zu Veränderungen auf hormoneller Ebene kommt. «Daher ist es wichtig, wenn jemand im Homeoffice arbeitet, trotzdem die sozialen Kontakte zu pflegen», rät die Psychologin.
Vorteile und Chancen des Homeoffice
«Im Homeoffice Arbeitende haben oft mehr Freiheit, sich die Arbeit nach ihren Wünschen einzuteilen», sagt Kalbermatter. Weitere Vorteile seien, dass sich weitere unbezahlte Verpflichtungen, wie die Versorgung hilfsbedürftiger Menschen und die Betreuung von Kindern oder Haustieren einfacher unter einen Hut bringen liessen. Auch Hausarbeiten können laut der Expertin so leichter erledigt werden.
Viele Menschen arbeiten zu Hause konzentrierter, da sie durch spontane Schwätzchen nicht so oft aus ihrer Arbeit gerissen werden. So kann man im Idealfall sogar effektiver arbeiten als im Büro.
Zudem erübrigt sich der Arbeitsweg. «Zum Beispiel entfällt das Pendeln in übervollen öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Stau im Feierabendverkehr», so Kalbermatter. Dies spart nicht nur Zeit und Nerven, sondern schützt in in der momentanen Ausnahmesituation durch die Virus-Pandemie auch vor weiteren Infektionen.